Nerv mich nicht mit Fakten

Nerv mich nicht mit Fakten

Fakten, Fun und Zahlen über das Christentum, die Bibel und alles, was damit zusammenhängt.

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Photos from Nerv mich nicht mit Fakten's post 23/03/2024

In der Bibel wird nicht nur von Menschen gesprochen - das ist nichts neues (aber auch ein Fakt!). Auch Tiere spielen eine wichtige Rolle in biblischen Erzählungen. Und das nicht nur als Opfertiere. Aus den biblischen Texten spricht eine sehr intensive Beziehung zwischen Mensch und Tier. Das zeigt sich schon im ersten Schöpfungsbericht, wenn die Landtiere am selben Tag wie die Menschen geschaffen werden (Gen 1,24).

So einfach auseinanderzuhalten sind die Tiere in der Bibel aber nicht immer. Biblische Autoren kannten unsere heutigen zoologischen Systematisierungen nicht, deshalb ist nicht immer ganz klar, welche Tiere an bestimmten Stellen genau gemeint sind. So werden zum Beispiel sechs verschiedene Schlangenarten erwähnt - zuordnen lassen die sich heute aber nicht mehr.

Aber welches Tier kommt den am häufigsten vor? Nun, wir haben Schafe bis zum Einschlafen gezählt und sind zum Schluss gekommen, dass sie wohl das Rennen machen. Rechnet man Schafe, Widder und Lämmer zusammen, kommt man auf über 550 Erwähnungen.

Platz zwei geht an die Ziegen, die 172 Mal in der Bibel vorkommen, dicht gefolgt von Stieren. Auch Pferde, Esel, Löwen, Ochsen und Kamele kommen recht häufig noch vor und verteilen sich auf den weiteren Plätzen.

Und wir müssen an dieser Stelle ein großes “Oooooh, das ist aber schade …” loswerden. Denn während der heute als Haustier beliebte Hund rund 40mal auftaucht (oft im Kontext von Beleidigungen), findet man ein anderes beliebtes Haus- und Social-Media-Content-Tier überhaupt nicht: die Katze. Ob Gott keine Katzen mag? Sagt uns eure Meinung in den Kommentaren!

Photos from Nerv mich nicht mit Fakten's post 01/03/2024

Kaum zu glauben, aber wahr: Es gibt ein Buch in der Bibel, in dem Gott nicht vorkommt. Er wird mit keiner Silbe erwähnt - jedenfalls nicht im hebräischen Urtext. Die Rede ist vom alttestamentlichen Buch Ester.

Das Buch ist eine richtige Kriminalgeschichte: Es beginnt mit der Geschichte der Königin Waschti, die sich weigert, an einem Fest ihres Mannes, des Königs Ahasveros, teilzunehmen und dafür abgesetzt wird. Nun tritt Ester, eine junge Jüdin, auf das Parkett. Nach Waschtis Absetzung wird Ester zur neuen Königin gewählt, ohne ihre jüdische Identität preiszugeben. Mordechai, Esters Cousin, der am Königshof arbeitet, deckt einen Putschversuch auf. Als Haman, ein hoher Beamter und Judenfeind, zum zweiten Mann im Staat aufsteigt, plant er ein Pogrom gegen die Juden. Mordechai informiert Ester über Hamans Pläne, die daraufhin beschließt, ihr Volk zu retten, indem sie sich als Jüdin zu erkennen gibt und den König über Hamans wahre Absichten aufklärt. Esthers mutiges Handeln führt schließlich zur Rettung der Juden und zur Hinrichtung Hamans. Das Buch endet mit der Gründung des Purimfestes, das an diese Rettung erinnert und bis heute von Juden in aller Welt gefeiert wird.

Auch wenn Gott nicht explizit erwähnt wird, hat das Buch Ester natürlich einen Gottesbezug und eine tiefere theologische Bedeutung. Der Konflikt zwischen Mordechai und Haman steht symbolisch für die Bedrohung Israels. Ester, die durch ihr Handeln das jüdische Volk rettet, werden messianische Eigenschaften zugeschrieben. Mordechai steht für das zentrale Gebot der Gottes- und Nächstenliebe, das für Juden in der Diaspora besonders relevant ist.

Und was können wir daraus lernen? Ganz einfach: Schon die Bibel beweist, dass man von Gott reden kann, ohne von Gott zu reden. Die wunderbare biblische und christliche Botschaft ist weit mehr als die Weitergabe von Worten, sie ist eine Haltung, ein Lebensstil.

Photos from Nerv mich nicht mit Fakten's post 16/02/2024

Diese Woche hat die Fastenzeit begonnen– und da nerven wir doch gerne mit einem kuriosen Fakt aus der Kirchengeschichte.

Fangen wir vorn an, nämlich mit der Feststellung, dass Mandelmilch im Mittelalter ein beliebtes Ersatzprodukt für Kuhmilch war (ja, die war auch vor dem Siegeszug von veganen Produkten im Supermarkt schon einmal populär!). Gemäß den mittelalterlichen Fastenvorschriften durften Gläubige täglich nur eine Mahlzeit zu sich nehmen, die keine tierischen Erzeugnisse wie Fleisch, Milchprodukte oder Eier enthalten sollte. Also: nix von der Kuh. Sie war recht einfach herzustellen: Man röstete Mandelkerne, schälte und zerrieb sie dann im Mörser. Nachdem man sie einige Stunden in heißem Wasser hatte ziehen lassen und sich eine weiße Flüssigkeit gebildet hatte, wurde diese durchgesiebt. Zum Schluss verfeinerte man sie mit Honig, Zucker oder Gewürzen, oft Zimt. Ein Pluspunkt der Mandelmilch war, dass sie im Gegensatz zu Kuh-, Schaf- oder Ziegenmilch auch bei längerer Lagerung frisch blieb.

Tja, und dann kam Luther. Und die Reformation. Und das sorgte dafür, dass man sich das ganze Prozedere dann doch sparen konnte: Da Luther und andere Reformatoren sich gegen das Fasten und andere kirchliche Traditionen wandten, verlor Mandelmilch als Ersatzprodukt für Kuhmilch während der Fastenzeit an Bedeutung und geriet außer Mode.

Ganz verschwunden ist sie allerdings nie, wie wir heute sehen. Man könnte sagen, sie erlebte in den vergangenen Jahren ein Revival – inzwischen gibt es sie sogar in jedem gut sortierten Discounter. Religiöse Gründe hat der Konsum der Mandelmilch nicht mehr - es sei denn, man definiert Veganismus als Religion. In diesem Sh*tstorm wollen wir uns aber nicht stellen. Noch nicht.

Photos from Nerv mich nicht mit Fakten's post 09/02/2024

Den bedeutendsten Fund für die Bibelwissenschaft im 20. Jahrhundert verdanken wir einem eigenwilligen Tier: Die Schriftrollen von Qumran wurden nur entdeckt, weil einem Beduinen im Frühsommer 1947 seine Ziege entlaufen ist.

Auf der Suche nach dem ausgebüxten Tier fand der junge Mann den Eingang einer Höhle. Anschließend tat er etwas, was Archäologen in aller Welt vermutlich die Zehennägel kraus werden lässt: Er warf einen Stein in die Tiefe. Und es zerbrach etwas – Keramik. Mit einem Freund stieg er zusammen in die Höhle ein, und sie fanden mehrere Schriftrollen in uralten Krügen. Sie teilten sie untereinander auf und verkauften sie an Händler in Bethlehem – und von dort nahm die phänomenale Geschichte ihren Lauf und die Ausgrabungen begannen. Das ist die am weitesten verbreitete Erzählung. Wie das so ist, kursieren auch andere Varianten. Eine besagt, dass der Beduine die Rollen bereits 1945 fand und sie zwei Jahre lang in einem Lederbeutel in seinem Haus hingen, bevor er sie an einen Händler weitergab.

Die Schriftrollen von Qumran geben wichtige Einblicke in die Entstehung und Entwicklung des Alten Testaments sowie in das Leben und die Überzeugungen der jüdischen Gemeinschaften zur Zeit Jesu und haben unser Verständnis der Entstehungsgeschichte biblischer Texte fundamental geprägt. Die Schriftrollen umfassen etwa 850 Texte und rund 15.000 Fragmente – das ist eine unfassbar große Zahl.

Wie auch immer: Eine entlaufene Ziege, die die Bibelwissenschaft für immer veränderte – das ist eine großartige Geschichte. Vielleicht sollte man zu Ehren der Ziege das Gleichnis vom verlorenen Schaf umbenennen?

Photos from Nerv mich nicht mit Fakten's post 02/02/2024

Geburtstage sind Freudenfeste! Oder? Nun, wir müssen das – aus biblischer Sicht – relativieren. Es gibt nämlich exakt zwei Stellen, an denen Geburtstagsfeiern in der Bibel erwähnt werden. Blöderweise sind diese aber vor allem Freudenfeste für die, die Geburtstag haben. Für andere kann das schon mal nicht ganz so gut ausgehen. Denn: Beide biblischen Geburtstagserzählungen enden mit einem Mord.

In 1. Mose 40 wird vom Geburtstag des Pharao berichtet, während Josef im Gefängnis sitzt. Josef sitzt dort nicht alleine: Mit ihm sind zwei hochrangige Beamte eingekerkert, der oberste Mundschenk und der oberste Bäcker. Für einen der beiden ist der Geburtstag des Pharaos zugleich der Todestag: Während zur Feier des Tages der Mundschenk die Freiheit bekommt, wird der Bäcker hingerichtet.

Den zweiten Bericht finden wir im Neuen Testament: Es handelt sich um den Geburtstag von Herodes Antipas (Mt 14, Mk 6). Der lässt es bei seiner Feier ordentlich krachen. Unter anderem trat die Tochter von Herodias auf – jener Frau, die Herodes seinem Halbbruder ausgespannt hatte. Johannes der Täufer hat die beiden deshalb öffentlich angeprangert, und Herodias war ziemlich wütend auf den Wüstenpropheten. Doch zurück zur Feier: Herodes war ziemlich begeistert von dem Tänzchen der schönen Tochter, sodass er versprach, ihr jeden Wunsch zu erfüllen. Nach Rücksprache mit ihrer Mutter Herodias forderte sie den Kopf des Johannes. Den ließ Herodes schließlich auf einem Silbertablett präsentieren.

Manche Exeget:innen gehen außerdem davon aus, dass die Söhne Hiobs auch Geburtstag feiern, wenn berichtet wird, dass sie “ein Gastmahl [machten], ein jeder in seinem Hause an seinem Tag” (Hiob 1,4). Dagegen spricht, dass nirgendwo berichtet wird, dass es bei den Israelit:innen den Brauch gab, Geburtstage zu feiern. Und leicht ironisch würden wir anmerken: Das können keine Geburtstagsfeiern gewesen sein! Es gab schließlich keinen Mord am Ende…

Dieser Fakt ist zuerst erschienen in unserem Buch "Jesus ist ein Einhorn". ISBN 978-3-949617-16-4 Überall wo es gute Bücher gibt und bei .ruach.jetzt

Photos from Nerv mich nicht mit Fakten's post 26/01/2024

Achtung, haltet euch fest: Gott ist geschieden. JHWH hatte (wahrscheinlich, sehr wahrscheinlich, sehr sehr wahrscheinlich) eine Frau. Rund 40 Belege im Alten Testament und verschiedene Inschriften deuten darauf hin, dass der alttestamentliche Gott einst eine Gefährtin an seiner Seite hatte: Eine Göttin namens Aschera.

Archäologische Funde zeigen, dass die Israeliten Aschera als Gattin JHWHs verehrten. So wurde zum Beispiel in der Karawanenstation Kuntillet 'Adschrud ein Krug aus dem 8. bis 7. Jahrhundert v. Chr. gefunden, auf dem steht: „Ich habe euch gesegnet durch JHWH und seine Aschera. Amaryo sprach zu seinem Herrn: [...] Ich habe dich gesegnet durch JHWH und seine Aschera.”

Das ist nicht so ungewöhnlich, wie es auf den ersten Blick scheint. Es gibt viele Belege dafür, dass Israel zur Zeit der Erzeltern noch keinen Monotheismus entwickelt hatte – dass wir das heute so lesen, liegt an zahlreichen redaktionellen Phasen in der Entstehungsgeschichte des Alten Testaments. Das ist auch der Grund dafür, dass Verehrungen wie die der Aschera ausschließlich negativ dargestellt werden: Diese Verehrung sei der Grund für die Bestrafung Israels und die Zerstörung des Tempels.

Erst etwa ab dem 8. Jh. v. Chr. setzt sich langsam die alleinige Verehrung JHWHs durch. Israel ist nun auf dem Weg zum Monotheismus. Von der Abschaffung des Aschera-Kultes lesen wir in 2. Könige 23. Übrigens gibt es zahlreiche archäologische Funde von Frauenstatuen, die darauf hinweisen, dass im alten Israel auch weibliche Gottheiten verehrt wurden.

Wir finden: Das ist eine spannende Tatsache, aus der wir viel über die Entstehungsgeschichte der Bibel lernen können! Und dass sich am Ende der oft männlich gelesene Gott JHWH durchgesetzt hat und nicht seine nette Gemahlin, sagt – leider – auch so einiges aus.

Für diesen Fakt bedanken wir uns bei unseren Freundinnen von .zurhoelle

Photos from Nerv mich nicht mit Fakten's post 19/01/2024

Wer kennt das nicht: Kreative Eingebungen kommen manchmal in ganz unerwarteten Momenten. Unter der Dusche, kurz vor dem Einschlafen, beim Spazierengehen. Der Reformator Martin Luther kann ein Lied davon singen – seine reformatorische Grunderkenntnis, dass der Mensch nicht durch Werke, sondern allein durch den Glauben göttliche Gnade erfährt, hatte er aller Wahrscheinlichkeit nach auf dem stillen Örtchen. Was muss das - in jeder Hinsicht – für eine Erleichterung gewesen sein!

Luther litt, daraus machte er keinen Hehl, unter chronischer Verstopfung. Deshalb verbrachte er viel Zeit auf der Toilette. In seinen Tischreden schreibt er selbst „Diese Kunst hat mir der Heilige Geist auf dieser Cloaca auf dem Turm gegeben.“ Er sprach also davon, dass er seinen großen (intellektuellen) Durchbruch auf dem Klo hatte.

Wir wollen ja mit Fakten nerven, also relativieren wir ein wenig: Es ist wahrscheinlich, dass seine Erkenntnis das Ergebnis eines längeren Prozesses war (nein, damit meinen wir nicht die besagte locus-Sitzung). Aber es ist durchaus denkbar, dass ihn ein Geistesblitz bei einem seiner Toilettenbesuche ereilte, wie er selbst schreibt. Viele Expert*innen sind ebenfalls dieser Ansicht.

Auf jeden Fall ist es eine tolle Geschichte. Göttliche Eingebungen beim Ka**en- was für ein schönes Sinnbild dafür, dass Gott uns einfach immer nahe ist und uns auch in zutiefst menschlichen Stoffwechselangelegenheiten nicht im Stich lässt.

Photos from Nerv mich nicht mit Fakten's post 23/12/2022

Weihnachtsfakten hatten wir hier schon ganz schön viele - bei Interesse einfach mal durch unser Profil scrollen. Heute machen wir’s mal interreligiös. Dass Jesus auch im Islam ein wichtiger Prophet ist, dürfte geneigten Nerv-mich-Nicht-Mit-Fakten-Leser:innen wohlbekannt sein. Aber wusstet ihr, dass auch im Koran (nachzulesen in Sure 19) von der Geburt Jesu berichtet wird?

Die Erzählung sieht da allerdings, nun ja, … ein wenig anders aus. Nicht ganz so Heilige-Familie-Happy-Clappy, eher so: In-Ya-Face-Dreckige-Geburt. Maria ist nämlich allein und ziemlich verzweifelt, weil sie unverheiratet schwanger ist. Jesus kommt nicht in einem Stall zur Welt (der übrigens in der Bibel ja auch nicht erwähnt wird). Maria gebiert Jesus mit starken Geburtsschmerzen unter einer Palme. Getröstet wird sie von dem kleinen Jesus selbst durch ein Sprechwunder. Der kleine Kerl fängt nämlich plötzlich an zu quasseln und spricht ihr zu: „Sorge dich nicht! Dein Herr lässt unter dir Wasser fließen. Und schüttle nur den Stamm der Palme, dann werden frische, reife Datteln auf dich herunterfallen.”

Der Koran betont durch diese Erzählung zum einen in besonderer Weise die Jungfrauengeburt - einer wie Josef kommt hier gar nicht erst in den Verdacht, vielleicht doch … unerlaubt … heimlich … ihr wisst schon.

Zum anderen hat die Geschichte der dreckigen Palmengeburt auch eine wie wir finden sehr tolle Pointe: In den Zeiten, in denen es uns zutiefst schlecht geht, in denen wir uns - wie Maria hier im Koran - den Tod wünschen, ist Gott einer, der uns versorgt. Allein sind wir nie.

Wie man’s auch nimmt - Jesus ist geboren. Ob er nun schon kurz nach Geburt sprechen konnte oder nicht, ob er unter einer Palme, in einem Heuhaufen geboren und von Ochs und Esel abgeschlonzt wurde, vermögen wir nicht zu sagen. Aber: Er ist auf diese Welt gekommen, und mit ihm etwas Großes.

In diesem Sinne: Frohe Weihnachten!

Photos from Nerv mich nicht mit Fakten's post 17/12/2022

Manche Weihnachtstraditionen sind so schön, dass es wirklich äußerst bedauerlich ist, dass sie nur lokal begrenzt sind. So wie die, die wir euch heute vorstellen. Wir wollen sie gerne überall sehen: in jeder Kirche in der Advents- und Weihnachtszeit, bei jedem Krippenspiel. Weltweit!

Warum wir so begeistert sind? Wir machen es kurz (und kindisch): Es geht ums Ka**en, und zwar in Verbindung mit der ach-so-idyllischen Weihnachtsszene. Ihr wisst schon: Maria, Josef, Baby-Jesus, Ochs und Esel – wir haben das schon mal in unseren Posts auseinandergenommen. Im katalanischen Kulturkreis darf in jeder Darstellung der Krippenszene eine Person nicht fehlen: der sogenannte "Caganer". Diese Figur hat nur eine Aufgabe, und die heißt: ihren Darm entleeren. Mit heruntergelassenen Hosen hockt sie, etwas abseits des Stalls und oft unauffällig, irgendwo in der Szenerie und hinterlässt ihr Häufchen.

Diesen kleinen Scheißer gibt’s in den Darstellungen von Krippen seit dem 17. Jahrhundert, ganz traditionell traf die Rolle einen katalanischen Bauern. Heute nimmt man damit aber auch gerne berühmte Persönlichkeiten auf die Schippe, die dann unverhofft in solchen Szenen dargestellt werden.

Katalanische Kinder haben die Aufgabe, die Figur zu finden: Sie versteckt sich immer an anderer Stelle. Wenn im Dezember die Krippe zu Hause aufgebaut wird, dann springen die Kinder los und suchen ihn.

Aber warum das Ganze? Im Grunde ist der Caganer ein Glücksbringer. Er symbolisiert den Kreislauf des Lebens. Sein großer Haufen steht symbolisch für wichtigen Dünger, um die heilige Erde der Krippe für das kommende Jahr vorzubereiten. Wenn man die kackende Figur entdeckt, soll sie nicht nur dem Krippenbauer, sondern allen, die sie sehen, Glück bringen. Die katholische Kirche hat da übrigens nichts dagegen: Auch in Krippendarstellungen sieht man den Caganer.

Wir deuten das mal ganz un-abergläubisch: Es ist doch schön, wenn auch die intimen Seiten des Lebens ihren Platz in der Krippenszene haben. Solch eine Geburt ist schließlich auch nicht gerade sauber, steril und happy-clappy, wie wir es uns gerne an Heiligabend vorstellen.

Photos from Nerv mich nicht mit Fakten's post 20/11/2022

Heute beginnt in Katar die Fußball-WM. In aller Welt wird diese Veranstaltung kritisiert - weil Katar ein absolutistisches Unrechtsregime ist, weil das Land Menschenrechte mit Füßen tritt, Minderheiten unterdrückt, Gastarbeiter systematisch ausbeutet und Tausende Bauarbeiter beim Bau der noblen WM-Stadien gestorben sind. Liebe Fifa: So macht Fußball kein Spaß!

Der heute bekannte Allgemeine Erklärung der Menschenrechte von 1948 liegt ein langer Prozess zugrunde. Viele Menschen haben haben im Kampf für diese Rechte und die Freiheit ihr Leben gelassen. Nicht selten wurde ein Einsatz für Menschenrechte blutig niedergeschlagen.

Fakt ist: Leider gilt das auch mit Blick auf die Kirchen- und Christentumsgeschichte. Historisch gesehen waren Vertreter (das lassen wir hier mal ganz bewusst ungesternt*) des Christentums lange Zeit gegen die Umsetzung eines Menschenrechtsgedankens - weil man darin den gottlosen Ansatz vermutete, den Mensch und nicht Gott ins Zentrum zu setzen.

Fairerweise muss man doch sagen: Andere kamen auf den Trichter mit Menschenrechten, nicht wir Christen. Erst im Laufe des 20. Jahrhunderts konnte man sich dann dazu durchringen, dass die Grundanliegen des Christentums und die der Menschenrechtsbewegung durchaus kompatibel sind. Nächstenliebe, Gottesebenbildlichkeit - und so weiter. Blitzmerker! Doch zum Glück ist Kirchengeschichte manchmal auch eine Lerngeschichte…

Wir sagen: Angesichts unserer Geschichte sollten wir heute lautstark für Menschenrechte eintreten. Christen glauben an einen Gott, der einsteht für die Rechte von Minderheiten. Die Rechte von Unterdrückten und gleichgeschlechtlich Liebenden stark zu machen ist deshalb nicht nur mit unserem Glauben vereinbar, sondern es folgt direkt aus ihm. Denn: Gott hat jede:n in seinem Ebenbild geschaffen.

Gott ist so vielfältig wie seine Schöpfung.

Photos from Nerv mich nicht mit Fakten's post 11/11/2022

Wir haben für euch wieder in der Bibel gelesen und ein paar Fakten zum Thema „Hass“ herausgefunden. Unsere Welt ist (leider) voll davon, aber wie sieht es in der Bibel aus? Auch hier ist Hass immer wieder ein Thema. (Den „Zorn“ klammern wir an dieser Stelle aus.)

Im Alten Testament kommt das hebräische Wort für „hassen“ 146 Mal vor - besonders gehäuft in den Psalmen (46 Mal, z.B. Ps 41,8 / Ps 69,5). Offenbar arbeiten sich die Psalmbeter nicht selten an ihren Feinden ab, von denen sie sich gehasst fühlen (und hoffen, dass der HERR entsprechend handelt …).

Spannend wird’s, wenn man draufschaut, wer denn hasst: Es sind fast immer Menschen. Gott hasst „nur“ 10 Mal. Und wenn davon die Rede ist, dann steht das häufig bei den Propheten (7 Mal) - dort wo es darum geht, dass Gott das ungerechte, unsoziale Verhalten der Menschen hasst (z.B.: Am 6,8 / Am 5,21/ Jes 61,8).
Im Neuen Testament ist es gar nicht so anders. Dort kommt das griechische Wort für hassen 40 Mal vor. Hass ist meist der Hass der Welt gegenüber Jesus und seinen Anhängern (Joh 15,23 / Mt 10,22 / Mt 24,9 uvm.. ). Oder er dient der Verdeutlichung, dass man nicht an dieser Welt hängen soll, wie z.B. in Joh 12,25: „Wer sein Leben lieb hat, der verliert es; und wer sein Leben auf dieser Welt hasst, der wird’s bewahren zum ewigen Leben.“ Hass-Spitzenreiter ist übrigens der Evangelist Johannes (12 Mal), und unter den Evangelisten wird bei Markus nur einmal gehasst (Mk 13,13: „Ihr aber werdet gehasst sein […] um meines Namens willen“)

Jesus hasst überhaupt nur an einer Stelle, und das auch nicht leibhaftig, sondern in der Vision des Sehers Johannes: In der Offenbarung, in einer Vision (Offb 2,6). Kontext ist hier, dass man sich nicht den römischen Unterdrückern mit einer Teilnahme am Kaiserkult und dem Götzenopfer anbiedern soll - also ganz passend zu den alttestamentlichen Motiven.

Genug trockene Fakten. Schön tiefsinnig finden wir ja die Erkenntnis dahinter: Hass ist ein menschliches Übel. An den wenigen Stellen, an denen vom göttlichen Hass die Rede ist, richtet der sich zumeist gegen Situationen, in denen Menschen Hass verbreiten. Kurz: Gott hasst es, wenn Menschen hassen.

04/11/2022

„Auge um Auge, Zahn um Zahn“ - immer wieder wird auf dieses Bibelwort Bezug genommen, wenn es um besonders grausame und rachsüchtige Gewaltanwendung geht. Es soll aussagen: Schaut her, wie blutig es zu alttestamentlichen Zeiten zuging. Wenn sich damals die Leute die Köppe ein- und die Zähne ausgeschlagen haben, dann aber richtig!

Doch ist dem wirklich so? Gibt das zur Redewendung gewordene Bibelwort eine Legitimation zum Gewaltexzess? Im Original heißt es: "Wenn es ein tödlicher Unfall ist, gibst du Leben für Leben, Auge für Auge, Zahn für Zahn, Hand für Hand, Fuß für Fuß, Brandmal für Brandmal, Wunde für Wunde, Striemen für Striemen." (Ex 21,24 u.a.). Das klingt in der Tat erst einmal … sagen wir … nicht ganz so nett.

Fakt ist aber: Die Art und Weise, wie „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ heute zitiert wird, wird dem ursprünglichen Kontext nicht gerecht. Man nennt diese rechtliche Idee „Talionsprinzip“: Die Idee, Gleiches mit Gleichem zu vergelten. Und gerade deshalb hat sie in ihrem ursprünglichen Kontext (in dem es übrigens nicht um Rache geht, sondern um den Umgang mit Körperverletzung!) eine sehr wichtige Funktion: Sie begrenzt Gewalt. „Auge um Auge“ heißt also: Keine Entfesselung der Gewalt. Kein Blutmord, weil ich dir deine Ziege geklaut habe. Jeder Schaden muss mit entsprechend angemessenem Gegenwert gut gemacht werden.

Schon im alttestamentlichen Zusammenhang ist es also alles andere als eine Formel, die ungezügelte Rache legitimiert. Jesus geht noch einen Schritt weiter. Er ruft zur absoluten Gewaltlosigkeit auf: „Ihr habt gehört, dass den Alten gesagt ist: 'Auge um Auge, Zahn um Zahn'. Ich aber sage euch: Leistet […] keinen Widerstand, sondern wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halt ihm auch die andere hin.“ (Mt 5,38f) Das ist auch heute noch eine Herausforderung - und wird von vielen wiederum als naiv abgetan.

Auch dieser Fakt zeigt mal wieder: Ja, die Bibel ist ein altes Buch, das uns heute in vielem als völlig überholt erscheint. Das heißt aber nicht, dass es Ideen enthält, die zu ihrer Zeit revolutionär waren - und es vielleicht auch heute noch sein können?

Photos from Nerv mich nicht mit Fakten's post 31/10/2022

Heute ist ! Grund genug, euch mit einem Fakt zu nerven, der mit der Reformation in Zusammenhang steht. Nämlich diesem: Wenige Jahre nach dem Auslöser der Reformation 1517, als Luther seine 95 Thesen veröffentlichte, kam es in der Schweiz 1522 zu einer Protestaktion, die in dem Alpenstaat ähnlich bedeutsam war wie Luthers Aktion in Wittenberg für Deutschland: Dem Zürcher .
Ihr wisst: In damals christlich (=katholisch) geprägten Ländern gab es von Aschermittwoch bis Ostern eine strenge . Verstöße dagegen galten auch vor weltlichen Gerichten als Gesetzeswidrigkeiten. Am 9. März 1522, dem ersten Sonntag der Fastenzeit in jenem Jahr, versammelte sich eine Schar unzufriedener Christenmenschen im Haus des Zürcher Buchdruckes Christoph Froschauer. Darunter war auch der Schweizer Reformator Huldreich Zwingli.

Und da dachte man sich: Lasst uns mal ein wenig provozieren. Also tischte man auf, was verboten war (nachdem es erstmal ganz brav Fastnachts-Küchli ohne Ei gab): Herzhafte Räucherwurst. Und natürlich wollte man, dass das Ganze sich verbreitete - also plauderte man es munter heraus. Der (weltliche) Große Rat Zürichs bekommt davon Wind und lädt die sündigen Wurstesser vor. Zwingli nutzt dann die Gelegenheit, die Fastenbrecher zu verteidigen: Das Fastengebot sei menschengemacht und nicht biblisch. Darum, so sagte er: Wenn du Fasten willst, dann mach das. Und wenn du Bock auf Wurst hast, dann hau rein.

Seine Verteidigungsrede lässt Zwingli dann von dem Buchdrucker-Freund Froschauer tausendfach drucken und verbreiten. Damit kommt ein Stein ins Rollen. Die Kirche tut sich sehr schwer mit der Begründung, warum Fasten wichtig ist („Haben wir schon immer so gemacht“). Ein Jahr später führt die dreiste Wurst-Aktion dazu, dass die kirchlichen Fastengebote in Zürich einfach aufgehoben werden. Das Zürcher Wurstessen ist also gewissermaßen der erste große Sieg der Reformatoren in der Schweiz. Halleluja! Denk bei eurer nächsten dran.

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Photos from Nerv mich nicht mit Fakten's post 21/10/2022

Am Mittwochabend, 1. März 1950, explodiert die West Side Baptist Church in Beatrice, Nebraska. Und zwar richtig. Durch ein Gasleck hatte sich ordentlich Gas angesammelt, und um 19:25 Uhr flog das Ganze - samt Kirche - in einer riesigen Explosion die Luft. Warum die Uhrzeit wichtig ist? Nun, jeden Mittwoch um 19.20 Uhr traf sich der Kirchenchor in der Kirche zur Probe. So auch in dieser Woche. Aber: Nicht ein einziges Mitglied des 15-köpfigen Chors wurde auch nur verletzt. Denn es war niemand da. Sie alle kamen ausgerechnet an diesem Abend zu spät - und zwar (fast) alle aus unterschiedlichen Gründen.

Die Gründe waren dabei so banal, wie sie nur sein konnten. Um nur einige Beispiele zu nennen: Zwei Frauen kamen zu spät, weil ihr Auto an diesem Abend streikte und sie sich um eine Mitfahrgelegenheit kümmern mussten. Der Pfarrer, seine Frau und Tochter kamen zu spät, weil noch ein Kleid für die gebügelt werden musste. Ein weiteres Chormitglied hing an den Mathe-Hausaufgaben fest und schaffte es deshalb nicht rechtzeitig. Wieder ein anderes musste noch einen wichtigen Brief fertig schreiben und ein weiteres vergaß die Zeit, weil es im Radio eine spannende Reportage hörte. Marilyn Paul, die Pianistin wollte eigentlich besonders früh da sein, war allerdings nach dem Abendessen so müde, dass sie einschlief und erst kurz vor knapp von ihrer Mutter (der Chorleiterin) geweckt wurde - es reichte nicht mehr, um pünktlich vor Ort zu sein.

Die Chancen dafür, dass dieser glückliche Zufall so eintritt, sind enorm schwer zu kalkulieren: Aber man hat sich später mal daran versucht. Normalerweise war jedes Chormitglied im Schnitt ca. einmal im Monat zu spät. Davon ausgehen beträgt die Wahrscheinlichkeit dafür, dass alle an einem Abend gleichzeitig zu spät kommen, rund eins zu einer Million. Zum Vergleich: Die Wahrscheinlichkeit, in Deutschland von einem Blitz getroffen zu werden, ist fünfmal höher.

Natürlich wurde dieses Ereignis von der Kirchengemeinde anschließend als göttliche Fügung gedeutet. Ob das nun zutrifft oder nicht: Eine Geschichte, bei der man verwundert den Kopf schüttelt und schmunzeln kann, ist es allemal.

Photos from Nerv mich nicht mit Fakten's post 30/09/2022

Ach, wofür der gute Josef nicht alles herhalten muss. Er hatte es ja zu Lebzeiten schon nicht so leicht, mit einer Frau, die schwanger wurde und (angeblich) keiner so recht wusste, warum. Und dann wird der Sohnemann auch noch so ein Überflieger, der es den Eltern sicher nicht ganz so leicht gemacht hat.

Nun ist er also auch Namenspatron für eine eheliche Verbindung, in der die beiden Ehepartner aufs Bu**en verzich…äh, wir wollten natürlich sagen: „enthaltsam leben“. So eine Ehe nennt man nämlich „Josefsehe“. Laut Überlieferung der katholischen und orthodoxen Kirchen soll es sich nämlich zwischen Josef und Maria um eine ebensolche gehandelt haben. (Böse! S*x! Böse!!elf11!)

Aber halt, merken die kundigen Bibelleser:innen an: Was ist denn mit den Brüdern von Jesus, von denen in der Bibel berichtet wird? Nun denn, in der entsprechenden Tradition geht man davon aus, dass es sich nicht um Brüder (also um Kinder von Josef und Maria) handelte, sondern lediglich um nahe Verwandte. Die gute Maria war natürlich immerwährend jungfräulich.

Nach katholischem Kirchenrecht kommt heute eine Ehe übrigens nicht gültig zustande, wenn das gegenseitige Recht auf S*x von vornherein ausgeschlossen wird. Partnerin und Partner können jedoch auf Dauer oder zeitweise auf die Ausübung dieses Rechts verzichten. Eine Josefsehe ist also ungültig, wenn eine*r will und der*die andere nicht. Alleine beschlossen ist die Josefsehe ehewidrig.

Es wird auch einigen Heiligen zugeschrieben, zeitweise in einer Josefsehe gelebt zu haben: Etwa Pulcheria, Cäcilia, Hedwig von Andechs und Katharina von Schweden, wie auch dem Kaiserpaar Heinrich II. und Kunigunde. Aber da sind die Experten.

Photos from Nerv mich nicht mit Fakten's post 19/09/2022

Tee und England - das gehört zusammen wie eine Krone zum König. Auch wenn’s nun keine „Tea Time“ mit der Queen mehr geben wird: Der Tee wird sicher auch weiterhin eine wichtige Rolle auf der Insel spielen. Und da wir gerne mit Fakten nerven: Es war eine portugiesische Katholikin, die dafür sorgte, dass das heute so beliebte Heißgetränk seinen Weg ins Zentrum des British Empires fand. Dürfen wir vorstellen? Katharina von Braganza.

Als Katharina (1638 - 1705) aus politischen Gründen mit dem damaligen englischen König Karl II. verheiratet wurde, wurde ihr die Krönung verweigert - weil sie katholischen Glaubens war. Auch in mancherlei anderer Hinsicht wurde ihr die katholische Herkunft zur Hürde: London wurde 1664 - 1665 von einer verheerenden Pestwelle heimgesucht - mehr als 70.000 Menschen starben. 1666 verwüstete eine Feuerkatastrophe große Teile der Altstadt. Für diese Katastrophen machte unter anderem Katharina und ihren katholischen Glauben zum Sündenbock und forderte den König auf, sich scheiden zu lassen. Der weigerte sich aber.

Kommen wir aber zum Tee: Die Katholikin Katharina war passionierte Tee-Trinkerin. In England konsumierte man Tee vor 1662 so gut wie gar nicht. Auf ihre Bitte gegenüber Karl II. nach einem Tässchen ihres geliebten Heißgetränks soll der König erwidert haben: „We don't drink tea in England. But maybe some ale will do“ („In England trinken wir keinen Tee. Vielleicht würde ein Bier reichen?“).

Katharina blieb jedoch hartnäckig. Und so kam es, dass ihretwegen begonnen wurde, Tee aus China über Indien einzuführen. In England etablierte sich dann zunächst eine Teekultur unter dem Adel - bevor diese sich dann auf die ganze Gesellschaft ausbreitete. Katharina erlebte nicht mehr mit, wie 1717 Thomas Twining das erste Teegeschäft in London eröffnete (bis heute gibt es „Twinings of London“ als Teemarke). Rasant breiteten sich schließlich auch „Teegärten“ aus: Parks mit beleuchteten Gehwegen, Musikpavillons und Verkaufsständen für Tee und kleine Speisen.

Man kann also mit Fug und Recht behaupten: Eine unter dem Volk unbeliebte Katholikin, der man die Krönung verweigerte, brachte eines der heute bekanntesten britischen Kulturgüter ins Land.

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